Laut der nüchternen Definition aus dem Wirtschaftslexikon ist die „Palette eine genormte dauerhafte Plattform als Unterlage stapelbarer Güter, die als Ladeeinheit mit Gabelstaplern umgeschlagen werden kann.“ Das ist richtig. Und doch ist es in der Praxis ein klein wenig komplizierter. Denn es gibt eine Vielzahl an Palettenarten, angefangen bei verschiedenen Größen bis hin zu den verschiedensten Materialien. Zudem gibt es einiges zu beachten hinsichtlich Tragfähigkeit und Anwendungsbereich.
Material und Transportweg – Welche Palettenart wofür?
Die Entscheidung über das richtige Material und Palettenart, wird bestimmt von der Art der Ladung sowie der Art des Transportweges: Schiene, Luft, Straße oder Wasser. Rein Kosten-technisch gesehen, sollte die Palette möglichst wenig ins Gewicht fallen, im wahrsten Sinn des Wortes. Unter diesem Gesichtspunkt sind also Paletten aus Wellpappe oder INKA-Paletten, hergestellt aus recycelten Holzspänen, die richtige Wahl. Der entscheidende Nachteil der Leichtgewichte: Sie sind nicht (oder nur bedingt) feuchtigkeitsresistent. Auch fürs Hochregallager oder auf dem Förderband sind sowohl die INKA-Palette als auch die Wellpapp-Palette nicht geeignet. Und müssen bestimmte hygienische Standards eingehalten werden, sind Paletten aus Holz, wie die Einwegpaletten Holz, oder Wellpappe ebenfalls meist ungeeignet.
Die verschiedenen Palettenarten
Europaletten
Europaletten oder kurz FP (Flachpaletten) sind von der internationalen Eisenbahngesellschaft UIC (Union Internationale des chemins de fer) genormt und entsprechen den Vorschriften der European Pallet Association. Europoolpaletten sind aus Vollholz und werden mit dem EPAL (European Pallet Association) Gütezeichen am linken Eckklotz gekennzeichnet. Dieses Gütezeichen gewährleistet, dass die Paletten national als auch international als Tauschpaletten eingesetzt werden können. Dank ihrer festgelegten Maße 1200 × 800 × 144 mm (Länge × Breite × Höhe) sind sie für alle gängigen Gabelstapler und Hubwagen geeignet. Denn die Europalette ist eine sogenannte Vierwege-Palette, d.h. sie kann von allen vier Seiten aufgenommen und transportiert werden.
Was die Europalette so einzigartig macht, erfahren Sie in unserem Beitrag zum Pfand für Europaletten und Palettentausch.
Düsseldorfer Palette
Ebenfalls zu den gängigen Palettenarten gehört die Düsseldorfer Palette, auch Halb-Palette genannt. Entscheidend ist das Maß: Mit den Abmessung 800×600 mm entspricht sie halben Euro-Palettenmaß und ist damit besonders handlich und vielseitig verwendbar.
Holzpaletten
Holzpaletten bestehen aus Holz und sind damit zu 100% recycelbar. Sie sind günstig in der Anschaffung und sehr belastbar. Im Vergleich zu Wellpapp- oder Kunststoff-Paletten können sie jedoch nicht ineinander gestapelt werden. Um für den weltweiten Export zugelassen zu werden, müssen sie außerdem der IPPC/ISPM 15 Norm entsprechen.
Wellpapp-Paletten
Wellpapp-Paletten sind leicht und mangels Splitter oder scharfer Nägel gefahrfrei zu handhaben und können ohne weitere Behandlung in alle Länder exportiert werden. Da die Paletten ineinander gestapelt geliefert werden, sind sie besonders platzsparend bei der Lieferung und Lagerung. Außerdem eignen sie sich prima für die Präsentation von Produkten direkt am POS.
Inka-Paletten
INKA-Paletten werden ressourcenschonend aus Abfallholz oder Sägerestholz hergestellt (sog. Pressholzpaletten). Durch Ihr geringes Eigengewicht und ihre Robustheit eignen sie sich nicht nur für die Containerbeladung von Schiffen, sondern auch besonders für Luftfrachtsendungen – denn Sie wiegen in etwa halb so viel wie eine Vollholzpalette. Aber nicht nur während des Transports ist diese Art von Palette besonders praktisch, sondern auch beim Lagern vor Ort: Durch Ihre nestbare Eigenschaft lassen sich die Leerpaletten platzsparend ineinander stapeln. Ein weiterer Vorteil: Die Inka Paletten sind bestens für den internationalen Export geeignet, da sie der ISPM15 Richtlinie (International Standards for Phytosanitary Measures) entsprechen. Diese ISPM15 Norm gewährleistet, dass keine Holzschädlinge in andere Länder eingeschleppt werden und somit heimische Waldbestände geschützt werden können. Daher besteht für Vollholzverpackungen mit einer Mindestdicke von 6 mm die Pflicht, diese einer Hitzebehandlung oder der Begasung mit Methylbromid zu unterziehen um Schädlingsfreiheit zu gewährleisten.
Kunststoffpaletten
Kunststoff-Paletten sind sehr gut nestbar und somit platzsparend, verglichen mit nichtnestbaren Paletten können bis zu 73% an Lagerhöhe gespart werden. Natürlich sind sie ebenfalls gut geeignet für den Export, da dank des Materials keine Parasitenbehandlung notwendig ist. Zudem sind sie dank des Kunststoffs besonders sicher und sauber im Handling, da sie sowohl der Dampfreinigung als auch Temperaturen von -20°C bis +60°C standhalten. Außerdem sind Kunststoffpaletten resistent gegen Säuren, Fette, Lösungsmittel. Nägel und Splitter spielen im Gegensatz zu Holzpaletten bei ihnen keine Rolle. Sie sind zudem extrem belastbar! Im RAJA-Sortiment gibt es Kunststoff-Paletten mit einer dynamischen Traglast bis zu 1,5 Tonnen. Noch ein Pluspunkt: Durch die Herstellung aus 100% recyceltem Kunststoff und der Wieder-Recyclingfähigkeit verringern Kunststoff-Paletten den Rohstoffverbrauch!
Gerade in hygienesensiblen Branchen wie Medizin, Pharmazie und der Herstellung optischer oder elektronischer Bauteile, wird in manchen Unternehmensbereichen unter so genannten Reinraumbedingungen gearbeitet. In einem Reinraum wird die Konzentration luftgetragener Teilchen sehr gering gehalten und die Anzahl der Keime streng überwacht. Der einwandfreie Zustand und eine durchgängig geschlossene Schutzkleidung können über das Gelingen des ganzen Projekts entscheiden. Alle Produkte und Arbeitsmittel, die in diesem Reinraum benötigt werden, müssen selbstverständlich ebenfalls die strengen Hygienevorgaben erfüllen. Gut geeignet sind geschlossene, leicht zu reinigende Oberflächen, die auch extreme Temperaturbedingungen bei Kälte- oder Wärmebehandlungen aushalten, weswegen sich hier die Verwendung der geschlossenen Kunststoff-Palette anbietet. Diese hat so gut wie keine Hohlräume, in denen sich Schimmel oder Bakterien ansiedeln und vermehren können.
CP-Paletten
Wird eine Palette für den Transport von Chemiegütern benötigt, empfiehlt sich der Einsatz von CP-Paletten (auch: Chemiepalette). Chemiepaletten unterscheiden sich in Maß und Größe von Europaletten, man teilt sie ein in neun verschiedene Modelle (C1-C9).
Was sind Zweiwege- und Vierwege-Paletten?
Zweiwege-Paletten können nur von zwei gegenüberliegenden Seiten von Stapler oder Hubwagen aufgenommen werden. Dadurch ist man mit ihnen zwar weniger flexibel, dafür sind sie aber deutlich stabiler aufgrund der durchgehenden Kanthölzer.
Vierwege-Paletten können von allen 4 Seiten befahren werden, sie sind daher sehr flexibel einsetzbar und sind daher besonders gut für Hochregallager geeignet. Der Klassiker unter den Vierwege-Paletten ist die Europalette.
Wieso ist das Palettengewicht entscheidend?
„Nennen Sie mir bitte die Maße und das Gewicht der zu transportierenden Paletten?“ eine Frage die Speditionen häufig stellen bevor Container oder Paletten abgeholt werden. Das mit den Maßen ist schnell erledigt, aber wie ist es mit dem Gewicht? Die Transportkosten im Güterverkehr hängen unter anderem vom Gewicht bzw. Volumen der Ladungsmenge ab. Das frachtpflichtige Gewicht ist entscheidend bei der Ermittlung der Gesamtkosten. Viele Transportdienstleister bieten Online-Rechner an um das Palettengewicht zu ermitteln, aber gerade wenn es sich um verschiedene Waren auf einer Palette handelt, stoßen diese Tools an ihre Grenzen. Nicht nur um die Transportkosten errechnen zu können, sondern auch beim Verladen in den firmeneigenen Lastwagen empfiehlt es sich, die Paletten zu wiegen, um das zulässige Achsgewicht nicht zu überschreiten. Darüber hinaus lässt sich über das Gewicht der Palette auch leicht ermitteln, wie viele Packstücke bereits auf die Palette verladen wurden- umständliches Mitzählen erübrigt sich damit.
Viele Unternehmen verfügen daher über fest installierte Bodenwaagen. Um diese auch ebenerdig mit dem Hubwagen befahren zu können, wird hierfür zunächst eine Waagengrube benötigt, in die die Bodenwaage dann „eingelassen“ wird. Für Unternehmen, die nicht die Möglichkeit haben, eine Bodenwaage zu installieren, gibt es Palettenwaagen. Sie sind mobil und können dank Rollen und Haltegriff an verschiedenen Orten genutzt werden. Ein Wiegehubwagen ist ebenfalls eine praktische und mobile Möglichkeit das Nettogewicht der Ware sowie das Gewicht der Palette zu ermitteln. Besonders für kleinere Unternehmen sind diese Varianten eine gute Lösung. Vor dem Beladen der Palette sollten Sie wissen, welches Gewicht die Palette überhaupt aushält. Hierbei wird unterschieden zwischen statischer Nutzlast und dynamischer Nutzlast:
Unter der statischen Traglast versteht man die maximale Belastung auf der Palette (oder einem anderen Ladungsträger), wenn sie stationär auf dem Boden steht. Die statische Nutzlast wird immer mit einem (zum Teil deutlich) höheren Wert angegeben. Die statische Tragfähigkeit gibt an, wie viel Gewicht die Palette an statischem, also ruhenden Druckgewicht aushält, bevor sie nachgibt. Hat eine Palette also beispielsweise eine statische Tragfähigkeit von 4.000 kg, kann sie eine Last von 4.000 kg aufnehmen. Oder es werden 1.000 kg auf die unterste Palette, die auf dem Boden steht, geladen und es können noch 3 weitere Paletten mit jeweils 1000 kg auf sie gestapelt werden.
Die dynamische Traglast ist die maximale Last die eine Palette beim Transport mit dem Gabelstapler oder Hubwagen tragen kann. Sie ist meist deutlich geringer als die statische Traglast. In der Regel wird eine Palette bewegt, sie dient als unterster Bestandteil einer Ladeeinheit für den Transport. Wenn Ihre Palette also in irgendeiner Form beladen transportiert werden soll, orientieren Sie sich immer an der dynamischen Tragfähigkeit. Sie gibt an, wie viel Gewicht die Palette unter Bewegung aushält Eine Europalette hat beispielsweise eine statische Traglast von 4.000 kg, die dynamische Traglast beträgt hingegen lediglich 1.500 kg.
Manchmal wird bei Paletten zusätzlich die Regallast angegeben. Darunter versteht man die maximale Belastung einer Palette im Regal (zwei Auflagepunkte). Voraussetzung ist dass die Palette gleichmäßig beladen bzw. belastet ist. Auch werden die Tests bei einer Raumtemperatur von +20°C gemacht. Bei anderen Temperaturen weicht die Tragfähigkeit ab.
Wie man eine Palette richtig beladen sollte? Tipps zum richtigen Palettieren gibt es zum Nachlesen in unserem Beitrag zum Paletten packen
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Paletten-Arten und ihren Eigenschaften. Mein Bruder möchte eine Ausbildung zum Gabelstapler-Fahrer machen. Gut zu wissen, dass Paletten die Unterlagen für stapelbare Güter darstellen.