Laut Robert Koch Institut gehören Händehygienemaßnahmen im Kampf gegen Infektionskrankheiten zu den wichtigsten Infektionspräventionsmaßnahmen überhaupt. Ganz egal in welchem Tätigkeitsbereich, Hygiene spielt immer eine Rolle. Auf einem Schreibtisch beispielsweise befinden sich 500-Mal so viele Bakterien wie auf einer Toilette…! Und bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen. Dabei kann einfaches Händewaschen gegen einen Großteil an Bakterien und Viren schützen. Auch das Corona-Virus gehört zu den sogenannten behüllten Viren, deren unter anderen aus Fetten bestehende Virushülle sich durch Seife auflöst, wodurch sich das Virus wirksam inaktivieren lässt.
Warum ist Händewaschen wichtig?
Händewaschen ist essentiell. Auch wenn unsere Hände nicht sichtbar schmutzig sind, tummeln sich auf ihnen doch Millionen von Bakterien, alleine unter einem Fingernagel beispielsweise können sich 3 Millionen Bakterien befinden. Damit sind die Hände einer der primären Übertragungswege für Infektionskrankheiten: Bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen. Kein Wunder, denn unsere Hände haben permanenten Kontakt zu Türklinken, Haltegriffen in Bussen und Bahnen, Smartphone-Displays usw. auf denen sich eine Vielzahl an Keimen tummeln- und wir geben jeden Tag verschiedenen Menschen unsere Hand. Händewaschen lohnt sich, denn während sich auf einer gewaschenen Hand etwa 50 Keime befinden, kann eine ungewaschene Hand über 10 Millionen Keime beheimaten.
Wie oft sollte man Händewaschen?
Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist die effizienteste Art Krankheitskeime von den Händen zu entfernen. Aber auch zu viel ist nicht gut. Unsere Haut ist unsere wichtigste Schutzbarriere vor äußeren Einflüssen. Entscheidend dabei: der pH-Wert der Haut. Er liegt etwa bei 5,5 und ist damit im leicht sauren Bereich (7 gilt als neutral). Dieser pH-Wert kommt durch den Säureschutzmantel zustande: Unsere oberste Hautschicht ist von einem Mantel aus Wasser und Lipiden (Fette) bedeckt. Der sogenannte Hydrolipidfilm, wird durch die Sekrete der Schweiß- und Talgdrüsen gebildet, er hält die Haut geschmeidig und fungiert als Schutz gegen Bakterien und Pilze. Der wässerige Teil des Hydrolipidfilms verleiht der Haut den leicht sauren pH-Wert, und bietet damit das ideale Umfeld für hautfreundliche Mikroorganismen, für die Bildung epidermaler Lipiden, für Enzyme die die Abschuppung steuern und für die Reparatur von Schäden an der Hornhaut. Da die Epidermis, also die äußerste Hautschicht sehr dünn ist, ist dieser Säureschutzmantel von großer Bedeutung. Übermäßiges Händewaschen mit beispielsweise heißem Wasser und Seifen mit vielen Duftstoffen zerstört diesen Mantel. Daher empfiehlt sich die Nutzung von Seifen mit neutralem ph-Wert.
Generell sollten die Hände in folgenden Fällen gewaschen werden:
- Wenn sie sichtbar verschmutzt sind
- Nach dem Toilettengang
- Vor und nach dem Umgang mit Lebensmitteln, also vor dem Kochen, der Essenszubereitung und dem Essen
- Vor dem Gebrauch von Medikamenten oder Kosmetika
- Nach dem Niesen, Naseputzen und Husten
- Nach dem Kontakt mit Kranken oder nach der Wundbehandlung
- Nach dem Kontakt mit Tieren
- Nach dem Kontakt mit Abfällen
- Nach dem Einkaufen, Busfahren (…) und anderen Anlässen, bei denen (Halte-) Griffe von vielen Leuten benutzt werden
- vor Arbeitsbeginn und vor dem Verlassen des Arbeitsplatzes, sowie beim nach Hause kommen
Wie wäscht man sich die Hände richtig?
Von Kindesbeinen an lernen wir „Nach dem Klo und nach dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!“ doch anscheinend vergessen viele Erwachsenen das Gelernte wieder. Zwar gaben bei einer forsa Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA 94 % der Befragten an, dass Sie sich nach dem Toilettengang die Hände waschen, in der Tat sind es aber lediglich 70 % die sich ihre Hände waschen und sogar nur 30 % waschen sich die Hände mit Seife. Jede 5. Frau und jeder 10. Mann waschen ihre Hände nicht gründlich genug. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist jedoch die effizienteste Art, Krankheitskeime von den Händen zu entfernen. Verschiedene Studien haben sogar herausgefunden dass das gründliche Händewaschen das Risiko von Durchfallerkrankungen fast halbiert.
Richtiges Händewaschen erfordert Sorgfalt und sollte in fünf Schritten erfolgen:
- Die Hände zunächst unter fließendes Wasser halten. Die Temperatur des Wassers spielt keine Rolle, aber sie sollte nicht zu heiß sein – denn das schadet dem Säureschutzmantel der Haut
- Die Hände gründlich einseifen – sowohl die Handinnenflächen, als auch Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume sowie die Daumen. Auch an die Fingernägel denken. Flüssigseifen sind hygienischer als Seifenstücke, insbesondere in öffentlichen Waschräumen
- Die Seife an allen Stellen sanft einreiben und sich dabei ausreichend Zeit lassen
- Anschließend die Hände unter fließendem Wasser abspülen. In öffentlichen Toiletten zum Schließen des Wasserhahns ein Papierhandtuch oder den Ellenbogen benutzen.
- Zum Abschluss die Hände sorgfältig abtrocknen auch in den Fingerzwischenräumen. Denn in feuchter Umgebung können sich Mikroorganismen besser überleben und vermehren. Das Trocknen der Hände ist also ebenso wichtig wie das Waschen. Am besten sind hierfür Einmalhandtücher geeignet. Ein weiterer Vorteil von Papierhandtuchspendern, der Waschraum wird mit ihnen am wenigsten mit Keimen belastet.
Wie es richtig geht zeigt Netdoctor in einem Video. Als Faustregel gilt: das Händewaschen sollte mindestens 20-30 Sekunden dauern.
Bei besonders starker Verschmutzung der Hände mit Harzen oder Schmierstoffen, beispielsweise in Werkstätten, muss natürlich länger gewaschen werden, spezielle Handreiniger entfernen auch hartnäckigen Schmutz.
Wann sollte man Hände desinfizieren?
Beim Kontakt mit Kranken, beispielsweise in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen und bei der Arbeit mit Lebensmitteln sollten zusätzlich Desinfektionsmittel für die Reinigung der Hände benutzt werden, auch hier sollte bei der Anwendung auf die empfohlenen Einwirkzeiten geachtet werden.
20 Sekunden Händewaschen entspricht übrigens etwa dem zweimaligen Summen des Happy Birthday – Liedes. Und die investierte Zeit lohnt sich, denn durch 30 Sekunden Händewaschen werden 99,9 % der Keime vertrieben!