Deutschland ist Recycling-Weltmeister! Kein anderes Volk trennt so leidenschaftlich die eigenen zivilisatorischen Überreste. Hausmüll, Plastik, Bioabfälle, Papier, graue, blaue, gelbe, grüne oder braune Tonne – in Deutschland hat jedes Stückchen Müll seinen Platz. Bestimmt stand jeder schon mal ratlos vor selbigen und fragte sich, in welchen Behälter die zerbrochene Porzellantasse oder in welchen der Joghurtbecher gehört? Können Essensreste im Biomüll entsorgt werden? Gehört die Pralinenschachtel in den Papier- oder Plastikmüll? Und wie werden Briefumschläge mit Sichtfenster entsorgt?
Dabei hält sich der Verdacht hartnäckig, dass der Müll anschließend einfach wieder zusammengekippt wird. Lohnt sich die Mülltrennung dann überhaupt? Der Müll wird natürlich nicht wieder zusammengekippt, sondern getrennt voneinander verarbeitet. Aus Papier wird Recyclingpapier und Altglas wird eingeschmolzen und zu neuem Glas verarbeitet. Aus Alt wird Neu.
Dadurch entsteht ein Kreislauf, der unsere Umwelt schont. Wertvolle Ressourcen werden eingespart, beim Papierrecycling werden beispielsweise keine neuen Bäume für Frischfasern gefällt, das Altpapier wird zur wertvollen Grundlage der Produktion von Recyclingpapier.
Aktuell leben wir im Wegwerfmodus: 1,5 Kilogramm Kleidung, 85 Kilogramm Nahrungsmittel und 25 Kilogramm an Plastikverpackung wirft jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr in den Müll. Dabei trennen die meisten Haushalte die Abfälle, aber nicht immer richtig. Was gehört nun in welche Tonne?
Müll richtig trennen – so geht‘s
Jede Abfalltonne hat ihre eigene Farbe. In der Regel gelb für Wertstoffe – darunter fallen Kunststoffe, Metalle, Verbundverpackungen und Naturmaterialien – schwarz für Restmüll, braun für Bioabfall und blau für Papier, Pappe und Karton.
Daraus ergeben sich fünf Abfallkategorien. In der folgenden Tabelle wird aufgezeigt, was in der jeweiligen Kategorie entsorgt wird und was keinesfalls in die Tonne gehört:
Abfallkategorie | Das ist erlaubt | Das ist verboten | Verwendung |
Leichtverpackungen (LVP) |
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Kunststoffrecycling, Papierrecycling |
Restmüll |
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Müllverbrennung zur Energiegewinnung |
Bioabfall |
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Kompost, Biogas, Energie |
Papier, Pappe und Karton |
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Papierrecycling |
Wohin mit alten Fotos?
Bei Fotopapier handelt es sich um Spezialpapier, das sich beim Papierrecycling nur schlecht auflöst. Fotopapier wird deshalb als Restmüll entsorgt.
Wie wird Backpapier entsorgt?
Backpapier ist mit Silikon beschichtet und gehört deshalb ebenfalls nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.
In welche Tonne kommen kaputte Trinkgläser?
Auch wenn das Altglas eine naheliegende Erklärung ist, kommen Trinkgläser in den Restmüll. Das Glas hat nämlich einen höheren Schmelzpunkt als der von Flaschen und entsprechend gesondert behandelt.
Wohin mit Elektrogeräten?
Elektroschrott gehört in keine Tonne, tatsächlich ist das Wegwerfen verboten! Denn giftige Substanzen sollten isoliert und wertvollen Rohstoffen wie Gold, seltene Erden und Kupfer aufbereitet werden. Jeder Fachhändler und Wertstoffhof nimmt den Elektroschrott an.
Die Wege unseres Hausmülls
Bei so viel Farben und Besonderheiten fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Informationen zur Abfallwirtschaft und meist auch ein Abfall-ABC werden in der Regel von den Entsorgungsbetrieben der Städte und Gemeinden online bereitgestellt.
Die Infografik von NABU veranschaulicht die Wege unseres Hausmülls:
- Windeln, Asche, alte Putzlappen, Papiertaschentücher und Halogenlampen gehören in den Restmüll. Der Müll wird dann sortiert und kommt in Müllverbrennungsanlagen, mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen oder wird als Ersatzbrennstoff in Kraftwerken eingesetzt. Dadurch werden Metalle zurückgewonnen sowie Energie in Form von Wärme, Strom und Biogas produziert.
- Zum Biomüll zählen Gartenabfälle wie Laub und Gras, aber auch Speiseabfälle und Reisig. Die Abfälle werden kompostiert, vergoren oder in Biomasseheizkraftwerken verbrannt.
- Joghurtbecher, Tetrapaks, Konservendosen und Alufolie gehören zu den Wertstoffen. Diese werden je nach Material sortiert, zu Granulat oder zu Metallbarren verarbeitet und wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Aus Getränkeflaschen entstehen beispielsweise Fleecepullis, aus dem Milchkarton ein Eierkarton und aus einem alten Topf ein Karosserieteil.
Regionale Unterschiede bei der Mülltrennung
Der durchschnittliche Verbraucher trennt seinen Müll in die bereitgestellten Tonnen. Allerdings gibt es hier zusätzlich noch regionale Unterschiede. In einigen Städten und Gemeinden gibt es keine gesonderte Biotonne. Das führt dazu, dass der Biomüll mit dem Restmüll entsorgt wird. Andernorts darf Frittierfett in der Biotonne entsorgt werden, aber nicht bundesweit.
Auch nicht jede Kommune nutzt den gelben Sack, bzw. die gelbe Tonne. Stattdessen kommt eine sogenannte Wertstofftonne zum Einsatz.
Das Altpapier wird vielerorts von regionalen Vereinen eingesammelt, aber auch private Unternehmen haben den Wert des Rohstoffes erkannt und stellen auf Bestellung eine kostenfreie blaue Tonne zur Verfügung.
Altglas wird in einigen Regionen abgeholt, in anderen erfolgt die Entsorgung über bereitgestellte Altglascontainer.
Um sicher zu gehen, welche Regelung nun zutreffen, sollte man sich auf jeden Fall bei der zuständigen Behörde informieren. Viele Kommunen bieten online schon ein sogenanntes Abfall-ABC sowie telefonische Beratung an.
Mülltrennung wirkt!
Verpackungen können nur dann recycelt werden, wenn sie richtig sortiert sind – je sortenreiner, desto besser. Dabei ist die Fehlerquote aktuell noch sehr hoch, gerade dann, wenn es um die Trennung von Restmüll und Wertstoffen geht. Bei der Weiterverarbeitung gibt es zwar Sortiermaschinen, diese funktionieren aber bei weitem nicht so gut, wie die Trennung des Haushaltsmülls zuhause. Mit der Kampagne „Recycle deine Meinung: Mülltrennung wirkt“ startete eine Test-Kampagne, um für Mülltrennung und Recycling zu sensibilisieren. Im kommenden Jahr wird die Kampagne deutschlandweit ausgerollt, um mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen.
Die saubere Trennung des Hausmülls hilft Ressourcen zu schonen und denn Abfalls als Rohstoff für die Weiterverarbeitung, das Recycling zu sehen. Aber trotz Mülltrennung und Recycling sollte der Fokus auf der Müllvermeidung liegen. Denn Abfall, der nicht anfällt, ist der einfachste Weg, die Umwelt zu schonen.
Ich wohne in der Stadt. Dort wird der Müll überhaupt nicht getrennt. Ich hab mich darüber schon gewundert und mich deshalb mehr mit der Entsorgung auseinandergesetzt.