Die Klischees sind weithin bekannt: Die Franzosen sind chaotisch aber gleichermaßen romantisch, die Briten sind trinkfest (oder doch zumindest trinklustig) und haben zweifelhafte Essgewohnheiten, und wir Deutschen stehen auch nachts auf weiter Flur an roten Ampeln und lieben Regeln und Normen.
So ist es bestimmt kein Zufall, dass die für die Wirtschaft unverzichtbare Normung einer Vielzahl von Produkten und Vorgängen ausgerechnet in Deutschland seinen Ursprung fand – mit der Gründung des Normenausschusses der Deutschen Industrie im Dezember 1917 – bis heute zuständig für DIN Normen.
Was versteht man unter einer DIN-Norm?
Ob Babyschnuller, Treppe, Schraube , Leiter , Papier oder Zahnbürsten – Normen begegnen einem täglich, fast überall im modernen Alltags- und Wirtschaftsleben und meist unbemerkt. Unter einer Norm versteht man die Formulierung, Veröffentlichung und Anwendung bestimmter Regeln und Leitlinien durch eine anerkannte Organisation (dem DIN), die Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren festlegt. Normen müssen dabei immer im Konsens aller interessiertem Kreise erarbeitet werden. Die Grundlage bilden gesicherte Erkenntnisse und Ergebnisse aus Wissenschaft, Technik und Erfahrungswerte und Normen müssen einen Nutzen für den Anwender haben. Es gibt sogar eine Norm, die den Begriff Norm regelt! Die DIN-Norm wird vom Deutschen Institut für Normung (DIN) in Berlin erarbeitet. Unter der DIN EN 45020 findet sich folgender Eintrag: „Dokument, das mit Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt (…).“
Was ist der Unterschied zwischen Normen und Standards?
Ein Standard ist gewissermaßen die Vorstufe zur Norm. Es handelt sich um eine einheitliche oder vereinheitlichte Art und Weise etwas herzustellen oder zu tun das, von bestimmten Kreisen anerkannt wurde und sich gegenüber anderen Arten durchgesetzt hat. Im Gegensatz zur Norm besteht bei der Standardisierung keine Konsenspflicht und die Einbeziehung aller interessierten Kreise nicht zwingend erforderlich. Der Standardisierungsprozess läuft deutlich schneller ab als der Normungsprozess und ist damit der schnellste Weg von der Forschung zum Produkt. Standardisierungen bilden daher häufig die Grundlage für spätere Normen. Mit dem DIN SPEC hat die DIN ein Standardisierungsportal geschaffen um den Wissens- und Technologietransfer besser zu koordinieren. Die DIN sorgt dafür dass die DIN SPEC nicht mit bestehenden Normen kollidiert.
Warum brauchen wir Normen?
Die Festlegung von Normen und somit die Einigung auf allgemeingültige Abläufe, Maße, Standards und Eigenschaften ist für die Weltwirtschaft unabdingbar. Handel und Produktion weltweit ist nur dann möglich, wenn eindeutige und über Landesgrenzen hinaus gültige Regeln existieren.
Der gesamtwirtschaftliche Nutzen dieser Normen wird laut einer Studie des Deutschen Instituts für Normierung (DIN) allein für Deutschland auf 17 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Dabei profitieren Unternehmen nicht nur durch die „passive“ Anwendung der Normen, sie können auch aktiv an der Entstehung neuer Normen mitwirken. Bei der Entwicklung neuer Technologien beispielsweise, aber auch in Bereichen wie Arbeitsschutz oder Umweltschutz lässt sich durch den eigenen Input am Normierungsprozess im Austausch mit Expertengruppen ein Wissensvorsprung erarbeiten, der das eigene Unternehmen entscheidend voranbringen kann.
Relevant für unsere Kunden sind die DIN Normen natürlich im Bereich der Versandkartons zum Beispiel bei Kartongrößen und -Formaten, aber auch in Bereichen der PSA (persönlichen Schutzausstattung) wie Schutzhandschuhen, Lebensmittelverpackungen oder beim Thema Regalsicherheit.
Wie entsteht eine DIN Norm?
Aber wie entsteht eigentlich so eine Norm? DIN steht für Deutsches Institut für Normen (früher: Deutsche Industrie Norm) und ist ein privatwirtschaftlich organisierter, gemeinnütziger Verein. Organisiert sind mehr als 32.000 Experten aus Wirtschaft, Forschung, Verbraucher sowie Bund, Länder und Gemeinden.
Alles beginnt mit einem (man staune: formlosen!) Antrag auf der Internetseite des DIN, einreichungsberechtig ist jedermann! Jeder dieser Anträge wird dann externen Experten zur Prüfung vorgelegt: Besteht Interesse, diese Norm zu erarbeiten? Welche Kosten sind zu erwarten und besteht die Bereitschaft, dieses Projekt zu finanzieren?
Dann beginnt die Projektarbeit – immer betreut vom DIN: Expertenrunden werden organisiert, Zeitpläne erstellt. Nun wird auch entschieden, ob die Norm landesweit, europaweit (Europäische Norm: EN) oder gar weltweit (ISO) veröffentlicht wird. Normen entwickeln letztlich immer diejenigen die sie später auch anwenden. Spätestens alle 5 Jahre werden die Norman auf den Stand der Technik hin überprüft.
So bestimmen SIE die DIN-Norm
Sie können Einfluss nehmen! Hat das Experten-Gremium sich auf einen Norm-Entwurf geeinigt, wird dieser auf dem DIN-Entwurfsportal veröffentlicht und kann dort acht Wochen lang von der Öffentlichkeit kommentiert werden. Jeder eingegangene Standpunkt wird wiederum vom Expertengremium diskutiert und im Zweifel wird die Norm nachgebessert.
Die Entstehung einer Norm, hier anschaulich im Video:
Was regeln Normen und was war die erste DIN-Norm?
DIN-Normen sorgen beispielsweise dafür, dass Papier in den Briefumschlag passt, dass das Hausdach dicht ist (DIN 18531) oder dass weltweit eine Kalenderwoche 7 Tage hat und an einem Montag beginnt (DIN ISO 8601). Die allererste DIN Norm jedoch hatte zunächst weniger wirtschaftliche, als vielmehr kriegerische Motive. Was war die allererste der inzwischen weit über 30.000 DIN Normen? Während des Ersten Weltkrieges geriet das Militär bei der Versorgung des Deutschen Heeres in Bedrängnis: Das Militär kam mit der Herstellung des MG 08/15, der Waffe mit der jeder Soldat „im Schlaf“ umzugehen lernen musste, nicht schnell genug hinterher. Um die nötigen Ersatzteile schnellstmöglich bereitstellen zu können, wurden eine große Zahl deutscher Firmen mit der Produktion dieser Waffenteile beauftragt. Dabei galt es sicherzustellen, dass in jeder dieser Firmen auch wirklich das passgenaue, völlig identische Teil produziert wurde, das nachher dann auch in der „08/15“ fehlerfrei funktionierte. Zu diesem Zweck gab das Militär den Herstellern genaue Normen vor. Die DIN 1 war geboren – und regelte von 1918 an 84 Jahre lang die exakten Maße eines Kegelstiftes, der unter anderem in der „08/15“ verbaut wurde. Im Jahr 1922 schließlich wurde die vermutlich bekannteste Norm DIN 476 (heute DIN EN ISO 216) besser bekannt als DIN A4 verabschiedet. Sie regelt die exakten Maße von Papier, Kartons, Plakaten etc…
Welche Normen gibt es?
Neben der deutschen DIN-Normen gibt es auch internationale Normen:
- DIN EN sind europäische Normen die vom CEN (Comité Européen de Normalisation) erarbeitet wurden und dann als deutsche Norm übernommen wurden
- DIN ISO sind internationale Normen die von der internationalen Normungsorganisation ISO (International Organization for Standardization) aufgestellt wurden und dann als europäische und deutsche Norm übernommen wurden.
- DIN ISO/IEC sind von der Internationalen Normungsorganisation ISO (International Organization for Standardization) und der Internationalen Elektrotechnischen Kommission IEC (Internatioal Electrotechnical Commission) erarbeitete Normen, als DIN EN ISO /IEC wurden sie zuerst als europäische und danach als deutsche Normen übernommen.
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DIN EN ISP sind auf internationaler Ebene aufgestellte Profilnormen, die als europäische und deutsche Normen übernommen wurden.
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DIN ETS sind vom Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen ETSI (European Telecommunications Standards Institute) aufgestellte Normen, die als deutsche Normen übernommen wurden.
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DIN VDE sind vom Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) erarbeitete Normen, die als deutsche Normen übernommen wurden.
- LN-Normen der Luftfahrt und VG-Normen für Verteidigungsgeräte (Herausgeber: BAAINBw)
Nach Angaben des DIN gelten derzeit rund 33.500 Normen, die Zahl der weltweit geltenden Normen wird etwas vage auf mehrere Hunderttausend geschätzt.