Seit Wochen liegen die Temperaturen im „Hitzefrei-Bereich“, und das Arbeiten fällt, besonders zur Mittagszeit, schwer. Besonders körperlich anspruchsvolle Jobs, wie beispielsweise in Lager und Kommisionierung, sind jetzt eine Herausforderung. Und das nicht nur für den Arbeitnehmer! Denn auch der Arbeitgeber ist jetzt in der Pflicht:
Pflichten des Arbeitgebers bei Hitze am Arbeitsplatz – das sagt das Gesetz
Laut Arbeitsstättenverordnung (Arb.StättV) müssen Arbeitsräume so gestaltet sein, dass sie den Gesundheitsschutz der Beschäftigten gewährleisten. Dazu gehört auch das Raumklima bzw. die Raumtemperatur – sie müssen eine „gesundheitlich zuträgliche Arbeit“ ermöglichen.Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) als rechtliche Grundlage für den Arbeitsschutz in Deutschland verpflichtet Arbeitgeber, Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten schützen. Dazu gehört auch das Verhindern gesundheitlicher Risiken durch extreme Hitze am Arbeitsplatz.
In den technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) schließlich wird es ein wenig konkreter: Aus der ASR A3.5 geht hervor, dass die Raumtemperatur am Arbeitsplatz möglichst zwischen 20 und 26 Grad Celsius liegen sollte.
Eine Obergrenze für die Raumtemperatur hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) in der Richtlinie für Arbeitsstätten mit maximal 35 Grad Celsius angegeben. Sie empfiehlt bereits ab einer Raumtemperatur von 26 Grad Celsius Maßnahmen wie das Aufstellen von Ventilatoren und Kühlungsgeräten oder einer Lockerung des Dresscodes.
Ein „Hitzefrei“ bei der Arbeit gibt es in dem Sinne nicht. Wenn aber Arbeitgeber bei mehr als 30 Grad am Arbeitsplatz auch nach Aufforderung nichts beziehungsweise zu wenig unternehmen, um Abhilfe zu schaffen, dürfen Arbeitnehmer bei drohender Risiken für die Gesundheit ihre Arbeitsleistung – im Einzelfall- verweigern.
Aber was können Arbeitgeber konkret tun, um das Arbeiten auch bei hohen Temperaturen für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angenehmer zu gestalten?
Die 8 besten Maßnahmen gegen die Beeinträchtigung durch Hitze am Arbeitsplatz
Abgesehen von der steigenden Belastung und Anstrengung, die steigende Temperaturen mit sich bringen: Bei anhaltender Hitze lassen Konzentration und Reaktionsfähigkeit nach. Und das kann die Fehlerquote in die Höhe treiben und schlimmstenfalls sogar vermehrt zu Unfällen führen! Mit diesen Ratschlägen können Arbeitgeber das Arbeiten auch während hohen Temperaturen angenehmer und sicherer gestalten.
Die Top-3-Maßnahmen gegen die Hitze am Arbeitsplatz
- Arbeitszeiten! Die beste, bewährte Maßnahme gegen zu hohe Temperaturen am Arbeitsplatz: Eine Anpassung der Arbeitszeiten! Bei Tätigkeiten, die nicht zwingend an bestimmte Öffnungs- bzw. Servicezeiten gebunden sind, ermöglichen Sie eine flexible Verlegung der Arbeitszeiten nach vorn, in die früheren und kühleren Morgenstunden.
- Dresscode! Angemessene Kleidung ist ein absolut wichtiger Heben für das individuelle Wohlfühlen. Und bei hohen Temperaturen erntet ein Mitarbeiter in Krawatte eher mitleidige denn bewundernde Blicke. Wo keine Abstriche gemacht werden dürfen, ist das Thema Arbeitsschutzkleidung bzw. Ausrüstung. Hier geht Sicherheit vor – um so mehr muss das Thema Pausen eine Rolle spielen, in denen die Schutzhandschuhe, das Visier, der Schnittschutz-Kittel oder ähnliches dann abgelegt werden kann.
- Tempo raus! Reduzieren Sie das Arbeitstempo im Lager. Bei hohen Temperaturen am Arbeitsplatz sind körperliche Arbeiten wie zum Beispiel im Lager einfach nicht in derselben Intensität durchführbar wie es unter Idealbedingungen festgelegt wurde. Darüber hinaus steigt bei nachlassender Konzentration und Belastbarkeit das Risiko für Fehler und auch Verletzungen. Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, das unbedingt zu vermeiden!
Welche Maßnahmen helfen darüber hinaus, um das Arbeiten auch bei hohen Temperaturen angenehmer zu gestalten?
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Trinken! So einfach und so wirkungsvoll:
Regelmäßiges und ausreichendes Trinken ist besonders bei hohen Temperaturen das A und O und verhindert eine Dehydrierung. Was konkret können Sie tun?
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter Zugang zu frischem und kostenlosem Wasser haben. Stellen Sie einen gut sichtbaren und zugänglichen Wasserspender auf, halten Sie dabei die nötigen Laufwege bzw. Hindernisse gering.
- Darüber hinaus: Erinnern Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig an ausreichendes Trinken, zum Beispiel durch das Verteilen von Gläsern oder Pappbechern direkt an die Schreibtische. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter zum ausreichenden Trinken, durch die Einführung von zusätzlichen Pausen, durch eine eMail zwischendurch oder ähnliches.
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Pausen! Und zwar in adäquater Umgebung.
Sorgen Sie also für eine angenehme Klimatisierung in den Pausenräumen. Erhöhen Sie bei Bedarf die Anzahl an Pausen. Im Logistikbereich haben Lager bereits eine festgelegte Pausenfrequenz eingeführt, um den Mitarbeitern Gelegenheit zur Entspannung zu geben. Bei hohen Temperaturen am Arbeitsplatz ist es entscheidend, diese Pausenfrequenz zu erhöhen und das Konzept der Pflichtpausen auf alle Mitarbeiter auszuweiten.
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Offline! Nehmen Sie nicht benötigte, elektrische Geräte vom (Strom-) Netz.
Computer, Drucker, Kopierer und Scanner können schnell mal die Raumtemperatur in die Höhe treiben. Stellen Sie sicher, dass die Geräte nur eingeschaltet sind, wenn sie benötigt werden. So haben Sie nicht nur ein kühleres Büro, sondern sparen auch noch Energie!
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Luft! Besonders bei hohen Temperaturen am Arbeitsplatz ist es wichtig, die Raumluft regelmäßig zu erneuern.
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- Die richtige Strategie beim Lüften: Früh morgens die Fenster öffnen, mit steigender Tagestemperatur wieder schließen – und verschatten.
- Ventilatoren können kurzzeitig Abhilfe schaffen, besser sind jedoch
- Luftbefeuchter, der gekühlte Luft durch Wasser diffundiert oder eine
- Mobile Klimaanlage als teure, aber effektive Lösung
- Vorübergehend und vor allem psychologisch wirksam: Kleine Sprühflaschen, die mit kühlem Wasser befüllt, bei Bedarf feinen Nebel per Sprühstoß abgeben
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Schatten! Halten Sie direkte Sonneneinstrahlung von Fensterflächen fern.
Dabei helfen zum Beispiel
- Innen- und (noch effektiver) Außenjalousien
- UV-Schutzfolie fürs Fenster
- Thermovorhänge, die speziell entwickelt wurden, um Innenräume kühl zu halten